Resilienz – das Immunsystem unserer Psyche

Mag. (FH) Dr. Roland Böhm arbeitet als Psychotherapeut am Waldviertler Zentrum für Seelische Gesundheit im Landesklinikum Waidhofen/Thaya und gibt Tipps, wie man das psychische Immunsystem stärken kann:

Die Pandemie, mit all ihren Konsequenzen, hat uns fest im Griff. Beunruhigende Nachrichten, die Unsicherheit, Social Distancing – dies kann Gefühle der Ohnmacht und Angst auslösen. Wenn diese länger andauern, kann das zu einer Schwächung unseres Immunsystems und unserer Gesamtgesundheit führen. Umso wichtiger ist es, unser psychisches Immunsystem zu stärken. Und hier kommt der Begriff Resilienz ins Spiel.

Resilienz, aus dem Lateinischen für abprallen, bedeutet auf den Menschen bezogen die Fähigkeit zur inneren Stärke. Ausgangspunkt für die Entwicklung des Resilienzkonzepts ist die Beobachtung, dass nicht alle Menschen, die widrigen Bedingungen ausgesetzt sind, Schaden nehmen. Resiliente Menschen verfügen über gute Ressourcen in ihrem persönlichen und beruflichen Umfeld, über stabilisierende Persönlichkeitsmerkmale und über die Fähigkeit, proaktiv zu handeln. Mit einer Metapher beschrieben ist die Resilienz  wie ein Schirm, der den Menschen schützt. Wenn wir wissen, dass wir den Schirm jederzeit benützen können, gibt das ein Gefühl der Sicherheit. Ist es erforderlich, können wir einen ganz großen Schirm nehmen.  Manchmal fühlen wir uns so resilient, dass wir die Kraft haben, auch anderen Schutz zu bieten. Resilienz ist somit die Fähigkeit, für belastende Situationen den richtigen Schirm in der Tasche zu haben.

Kann man nun Krisenfestigkeit trainieren und Resilienz fördern? Ja, das Resilienzkonzept   sucht nach Ressourcen und nicht nach Defiziten. Resilienzförderung beginnt nicht mit der Identifikation von Schwachstellen, sondern mit der wertschätzenden Erkundung positiver Erfahrungen:

  • Sammeln Sie positive Momente und beruhigende Gedanken den Tag über. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Dinge und Ereignisse, die Ihnen Sicherheit geben und mit Freude verbunden sind. Wenn Sie gerne schreiben, führen Sie ein Glückstagebuch, um diese Momente fest zu halten. Es tut gut, sich vor dem Einschlafen noch einmal mit einem Lächeln an die Wohlfühlerlebnisse des Tages zu erinnern – mögen sie auch noch so klein gewesen sein.
  • Vertrauen Sie sich und Ihren Fähigkeiten. Stärken Sie Ihr Selbstvertrauen, in dem Sie ermutigende Rückmeldungen festhalten und sich vergegenwärtigen, welche Probleme oder Krisen Sie bereits bewältigt haben. Was hat Sie bisher wachsen lassen?
  • Investieren Sie in belastbare Beziehungen und füllen Sie Ihr Beziehungskonto. Pflegen Sie soziale Kontakte, welche Sie als bereichernd und unterstützend erleben.
  • Entwickeln Sie realistischen Optimismus. Fragen Sie sich täglich „Was läuft gut… oder nicht so schlecht? Was soll sich nicht ändern?“. So bringen Sie Ihrem Gehirn bei, Negatives wie Positives balanciert wahrzunehmen.

Vergessen Sie keinesfalls den Humor. Manche Dinge lassen sich nur mit Humor ertragen – dies spürt man auch in Zeiten wie diesen. Humor lenkt ab, tröstet und vertröstet. Und er verbindet, wie man an den unzähligen kursierenden witzigen Videos, die Menschen miteinanderteilen, erkennen kann. Humor ermöglicht uns somit eine Distanzierung von belastenden Faktoren.

  • Lernen Sie Ihre Stärken und Ressourcen besser kennen, damit Sie auch widrige Umstände nicht aus der Bahn werfen. Schon gar nicht Corona!

 

BILDTEXT
Mag. (FH) Dr. Roland Böhm

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